Stress entsteht als Reaktion auf belastende äußere Reize, so genannte Stressoren. Das können einerseits physische Faktoren sein, wie z. B. Zigarettenrauch oder große Hitze, es kann sich jedoch auch um psychische Stressoren wie z. B. übertriebenen Ehrgeiz oder traumatische Erlebnisse handeln.
Von der sinnvollen biologischen Reaktion zum Krankmacher
Ursprünglich stellte Stress eine sinnvolle und biologisch notwendige Funktion dar. Sie diente dazu, besser mit Gefahrensituationen umzugehen und versetzte den Körper in einen Zustand, in dem ein effektives Reagieren auf eine Bedrohung möglich war. Wenn ein Urmensch z. B. einem Raubtier begegnete, führte die Stressreaktion dazu, dass das Hormon Adrenalin ausgeschüttet wurde, was Blutdruck, Blutzucker und die Spannung der Muskeln erhöhte. Darüber hinaus wurden die Gehirnareale, die für das logische Denken zuständig sind, gedämpft, während primitive Gehirnanteile an Bedeutung gewannen. Der Mensch reagierte somit stärker instinktiv und war nicht in der Lage, über seine Situation zu reflektieren, was es ermöglichte sich durch Kampf oder Flucht der Gefahrensituation zu entziehen.
In unserer modernen Zeit werden solche Stressreaktionen kaum noch benötigt, da der Mensch nur relativ selten in bedrohliche Situationen gerät. Trotz allem sind die körperlichen Reaktionen auf Stressoren noch immer vorhanden und werden regelmäßig ausgelöst, z.B. durch laute Geräusche, den Straßenverkehr in Großstädten, Leistungsdruck in Schule und Beruf usw. Da der Stress jedoch in den meisten Fällen nicht durch Kampf oder Flucht ausgelebt wird, sondern häufig nur verdrängt oder ertragen wird, kommt es bei vielen Menschen zu einem dauerhaften Stresszustand der starke gesundheitliche Auswirkungen haben kann.
Folgen
Als Folge kommt es z.B. zu einer erhöhten Konzentration der Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol, die zu Schäden an den Gefäßen und langfristig zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Laut einer Studie aus dem Jahr 2004 sind Herzinfarkte ebenso häufig durch Stress bedingt wie durch Nikotin oder Erkrankungen des Fettstoffwechsels.
Auch das Nervensystem wird unmittelbar durch Stress geschädigt. So konnten ein Abbau von Gehirnmasse und verschiedene emotionale Reaktionen wie Wut, Angst und Trauer mit einem erhöhten Stresslevel in Verbindung gebracht werden.
Stressymptome
Stress kann eine Vielzahl verschiedenster körperlicher Symptome hervorrufen, die zum einen sinnvoll sind, da sie dem Menschen helfen, gefährliche Situationen zu meistern, aber zum anderen sich auch gesundheitsschädigend auswirken können, da es zu einer Überbelastung der Körpersysteme kommt. In der heutigen Zeit leiden viele Menschen an negativem, d. h. chronischem Stress. Der Körper befindet sich hier dauerhaft in einem Alarmzustand, was langfristig zu einer Vielzahl von psychischen und physischen Beschwerden führen kann.
Stressreaktionen werden durch verschiedene Hormone sowie das autonome Nervensystem, beeinflusst und gelenkt. Das autonome Nervensystem besteht aus Sympathikus und Parasympathikus – erster ist vereinfacht gesagt für alle Körperfunktionen zuständig, die mit Aktivität und Erregung zu tun haben, er sorgt also z.B. für eine Erhöhung der Herzfrequenz oder eine Erweiterung der Bronchien. Gleichzeitig werden Ruhefunktionen des Organismus, wie z.B. die Verdauung, abgeschwächt.
Der Parasympathikus ist der Gegenspieler des Sympathikus und steuert die Körperfunktionen, die mit Regeneration und Aufbau zusammenhängen. Er fördert u. a. die Verdauung und verringert die Herzfrequenz. Bei einer Stressreaktion arbeitet der sympathische Anteil des Nervensystems extrem stark, während der parasympathische Anteil gehemmt wird. Dies macht viele der typischen Stresssymptome erklärbar.
Häufig kommt es bei chronischem Stress z.B. zu Verdauungsbeschwerden und Übelkeit, die aus einer Verringerung der Magenbewegung und einer verminderten Bildung von Verdauungssäften resultieren. Auch die häufig auftretende Impotenz sowie Schlafstörungen sind Folge der langfristigen Überaktivität des Sympathikus. Viele der eher unspezifischen Symptome wie Konzentrationsverlust, Antriebslosigkeit und Müdigkeit resultieren zu großen Teilen aus der langfristigen Hemmung des Parasympathikus und der daraus folgenden Unfähigkeit des Körpers sich zu regenerieren.
Wie bereits erwähnt spielen auch Hormone eine wichtige Rolle bei der Entstehung der typischen Stresssymptomatik. So werden bei chronischem Stress z.B. vermehrt Schilddrüsenhormone gebildet, die den Stoffwechsel im Körper stark anregen. Als Resultat verbrauchen Betroffene mehr Energie und können langfristig merklich abmagern. Das Hormon Cortisol, das vermehrt in Stresssituationen ausgeschüttet wird, führt darüber hinaus zu einer Hemmung des Immunsystems, was wiederum dazu führt, dass Betroffene häufiger unter Infekten leiden als ihre Mitmenschen und deutlich länger zur Genesung brauchen.
Ein Übermaß dieser Hormone kann zudem viele psychische Beschwerden wie Angst- und Panikzustände oder Nervosität hervorrufen, die ebenfalls typische Stresssymptome darstellen.
Die Stresssymptome des Menschen können also äußerst vielfältig sein und entstehen zum größten Teil durch eine Vielzahl von Veränderungen im komplexen Zusammenspiel von Nerven- und Hormonsystem.