Harnblasenkrebs – Symptome, Risikofaktoren, Krankheitsverlauf & Behandlungsmöglichkeiten
Harnblasenkrebs / Blasenkrebs – was ist das?
Der Harnblasenkrebs wird in der medizinischen Fachsprache auch als Harnblasen-, Blasen- oder Urothelkarzinom bezeichnet. Es handelt sich hierbei um einen bösartigen Blasentumor, der in den meisten Fällen von der Schleimhaut der Harnblase (Urothel) ausgeht. Es entstehen veränderte Zellen, die sich deutlich schneller teilen und vermehren als gesunde Zellen. Kranke, veränderte Zellen, die ausgeschwemmt werden gelangen in andere Körperorgane und in das Körpergewebe und bilden dort Metastasen (Tochtergeschwülste).
Schätzungen zufolge erkranken in unserem Land über 29.000 Menschen an Harnblasenkrebs. Mehr als 21.000 der betroffenen Patienten sind Männer. Mit steigendem Lebensalter steigt auch das Risiko eines Harnblasentumors: Lediglich jeder fünfte Betroffene ist bei der Diagnose eines Harnblasenkarzinoms jünger als 65 Jahre. Im Durchschnitt sind männliche Patienten bei der Diagnosestellung 72 Jahre und weibliche Patientinnen ungefähr 74 Jahre alt.
Inhalt
- 1 Harnblasenkrebs / Blasenkrebs – was ist das?
- 2 Blasenkrebs – Anzeichen und Krankheitssymptome rechtzeitig erkennen
- 3 Krankheitsverlauf
- 4 Ursachen und Risikofaktoren für die Erkrankung – wer ist besonders gefährdet?
- 5 Harnblasenkrebs – wirksame Vorbeugemaßnahmen
- 6 Blasenkrebs – Therapie und Behandlung
- 7 Ist ein Blasenkrebs ansteckend?
Blasenkrebs – Anzeichen und Krankheitssymptome rechtzeitig erkennen
Wie zahlreiche andere bösartige Krebserkrankungen, verursacht auch der Harnblasenkrebs keine spezifischen Krankheitssymptome. Hinter auftretenden Beschwerden kann sich ein Blasenkarzinom verbergen, jedoch auch andere Erkrankungen des Harntraktes.
Wenn Sie unter folgenden Symptomen und Beschwerden leiden, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt konsultieren:
- Blutvermengungen im Urin:
Rund 80 Prozent aller betroffenen Patienten haben Blut in ihrem Urin. Es ist nicht immer einfach, Blut im Urin auf den ersten Blick zu erkennen: Häufig hat der Urin lediglich eine dunklere Farbe als gewöhnlich. Bei weiblichen Patientinnen kann auch die monatliche Regelblutung oder die Menopause für Blutvermengungen im Urin verantwortlich sein. Die meisten Menschen kontaktieren einen Arzt erst dann, wenn im Urin deutliche Blutspuren erkennbar sind. Häufig ist in diesen Fällen der Harnblasenkrebs schon sehr weit fortgeschritten.
Wenn ein Blasenkarzinom vorliegt, muss der Urin auch nicht dauerhaft Blutbeimengungen enthalten. Zum Teil verschwindet das Blut nach einiger Zeit wieder von alleine aus dem Urin, obwohl die Krankheit weiterhin vorhanden ist. - Flankenschmerzen:
Wenn ohne eine erkennbare Ursache, Schmerzen in der Flanke auftauchen, kann dies ein Hinweis auf einen Blasenkrebs, jedoch auch auf einen Nierenkrebs sein. Diese Schmerzen treten oftmals erst im weit fortgeschrittenen Krankheitsstadium auf. - Schmerzen beim Wasserlassen:
Dieses Symptom zählt zu den Beschwerden, die zunächst einmal eher einer chronischen Blasenentzündung zugeordnet werden könnten. Schmerzen beim Wasserlassen können jedoch auf einen Harnblasenkrebs hinweisen. - Harnstau und häufiger Harndrang:
Dieses Anzeichen kann symptomatisch auch im Zusammenhang mit einer anderen Krankheit auftauchen. Die betroffenen Patienten verspüren den starken Drang, die Blase zu entleeren, können jedoch nur eine sehr geringe Menge Urin ausscheiden. - Chronische Entzündungen der Harnwege:
Wenn die antibiotische Behandlung einer Blasenentzündung keinen Erfolg bringt oder derartige Erkrankungen chronisch werden und immer wieder auftreten, kann dies ebenfalls ein Hinweis auf einen Blasenkrebs sein.
Krankheitsverlauf
Wie bei allen anderen Krebserkrankungen, gilt auch beim Blasenkrebs: Je früher die Erkrankung diagnostiziert werden kann, desto besser ist die Zukunftsprognose für den entsprechenden Patienten. In den häufigsten Fällen (ungefähr 75 Prozent) wird ein Blasenkarzinom in sehr frühen Krankheitsstadien entdeckt und hat somit gute Heilungsaussichten. Hierbei handelt es sich meistens um einen sogenannten „oberflächlichen Blasenkrebs“, der flach oder papillenartig gewachsen sein kann. Diese Erkrankungsform ist in den allermeisten Fällen gut heilbar.
Wird ein Harnblasenkarzinom im Zuge einer speziellen Blasenspiegelung entfernt, so tritt bei vielen Patienten in den folgenden fünf Jahren erneut ein Blasenkrebs auf. Eine konsequente Nachkontrolle ist daher grundlegend wichtig. Durch einen wiederholten Eingriff lässt sich in den meisten Fällen der oberflächliche Tumor langfristig gut behandeln. Im Anschluss wird häufig eine lokale Chemotherapie oder eine Immuntherapie (sogenannte Instillation) durchgeführt: Diese senkt das Risiko eines erneuten Harnblasenkarzinoms um rund 20 Prozent.
Bei jedem vierten betroffenen Patienten wird der Blasenkrebs erst in einem deutlich fortgeschrittenen Krankheitsstadium erkannt. Hier muss der Arzt oftmals die Harnblase vollständig entfernen oder im Anschluss eine spezielle Blasenspiegelung (TUR) mit einer Strahlentherapie kombinieren.
Ein bösartiger Tumor, der bereits die muskuläre Schicht der Harnblasenwand erreicht hat, kann medizinisch grundsätzlich nicht im Rahmen einer Blasenspiegelung therapiert werden. Hier muss ein operativer Eingriff stattfinden, in dem die Harnblase sowie die angrenzenden Organe entfernt werden müssen: Beim Mann ist das die Prostata und bei der Frau die Gebärmutter.
Ursachen und Risikofaktoren für die Erkrankung – wer ist besonders gefährdet?
Grundsätzlich bildet sich in der Blasenschleimhaut der Harnblasenkrebs. Die konkreten Ursachen für die Entstehung der Krankheit sind bislang nicht bekannt. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die einen Harnblasenkrebs begünstigen können. Häufig sind es äußere Einflüsse, die das Erkrankungsrisiko deutlich erhöhen:
- Rauchen
Der Zigarettenkonsum ist nicht nur ein großer Risikofaktor für einen Lungenkrebs, sondern auch für einen Harnblasenkrebs. Die Schadstoffe, die beim Rauchen in den Blutkreislauf gelangen, werden von der Niere herausgefiltert. Anschließend werden sie zusammen mit dem Urin in die Harnblase geschwemmt: Dort entfalten diese äußerst schädlichen Stoffe so lange ihre Wirkung, bis sie aus dem Körper ausgeschieden werden. Nach Angabe vieler medizinischer Experten lassen sich rund 70 Prozent aller Harnblasenkarzinome auf einen Zigarettenkonsum zurückführen.
Ein Rauchstopp ist somit für die menschliche Gesundheit grundlegend wichtig und senkt auch deutlich das Entstehungsrisiko für einen Blasenkrebs. - Chemische Substanzen
Wer in Berührung mit bestimmten chemischen Mitteln kommt, hat ebenfalls ein deutlich erhöhtes Krankheitsrisiko. Aromatische Amine gelten als krebserregend und sind somit besonders gefährlich. Diese Substanzen wurden früher vor allem in der Textil-, Leder-, Gummi- oder der chemischen Industrie eingesetzt. Auch im Malerhandwerksbereich kommen derartige chemische Substanzen zum Einsatz.
Der konkrete Zusammenhang zwischen diesen chemischen Stoffen und der Entstehung von Harnblasenkrebs ist seit längerer Zeit bekannt und auch nachgewiesen. Wer mit solchen Chemikalien in Kontakt kommt, muss daher durch hohe Sicherheitsvorkehrungen vor einer Erkrankung geschützt werden. Teilweise wird der Umgang mit derartigen Substanzen sogar komplett verboten.
In diesem Zusammenhang muss gesagt werden, dass sich ein Harnblasenkrebs nur schleichend und langsam entwickelt: Zwischen der Einwirkung der chemischen Stoffe und dem Ausbruch der Krankheit können leicht bis zu 40 Jahre vergehen. Diese Zeitspanne wird als Latenzperiode bezeichnet.
Zusätzlich zu den aromatischen Aminen gibt es noch viele weitere Substanzen, die eine signifikante Rolle bei der Entstehung eines Harnblasenkarzinoms spielen. - Chronisch verlaufende Blasenentzündungen
Schädigungen der Blasenschleimhaut infolge chronischer Entzündungen können das Risiko für einen Blasenkrebs stark erhöhen. Die Blasenschleimhaut kann beispielsweise durch eine chronische Zystitis (Blasenentzündung), Restharn oder dem Tragen eines Dauerkatheters geschädigt werden. Auch bei dieser Krebsform spielt die familiäre Vorgeschichte eine nicht unerhebliche Rolle. - Missbrauch von Schmerzmitteln
- Langjährige Infektionserkrankungen
Auch diese Krankheiten stehen in einem engen Zusammenhang mit einem Harnblasenkarzinom. Die Bilharziose gilt in einigen afrikanischen, asiatischen sowie südamerikanischen Ländern als bedeutendster Risikofaktor: Hierbei handelt es sich um eine Infektionserkrankung, deren auslösender Erreger in Gewässern lebt. Der Krankheitserreger befällt die Harnröhre sowie die Harnblase. Beim Baden gelangen die Erreger über die Haut in den Magen-Darm-Trakt des Menschen. Auch über das Trinken von verunreinigtem Wasser ist es möglich, sich mit dem Erreger zu infizieren.
Wird diese Infektionskrankheit nicht schnell und korrekt behandelt, kann ein Harnblasenkarzinom die Folge sein. Diese Erkrankung breitete sich auch im europäischen Raum immer mehr und mehr aus. Der Grund hierfür sind Urlaubsreisen in die betroffenen Länder und Staaten. Wer Blutvermengungen im Stuhl oder im Urin hat, unter Durchfällen leidet oder nur schwer Wasser lassen kann, sollte dringend einen Arzt aufsuchen und die Beschwerden exakt abklären lassen. - Medikamente
Bestimmte Krebsmedikamente können ebenfalls einen Blasenkrebs fördern. Das betrifft insbesondere Zytostatika auf Cyclophosphamid-Basis. Medikamente mit diesem Wirkstoff werden insbesondere zur Behandlung von Brustkrebs, Eierstockkrebs sowie diversen Leukämieformen eingesetzt.
Harnblasenkrebs – wirksame Vorbeugemaßnahmen
Medizinexperten und Krankenkassen empfehlen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung eines Harnblasenkarzinoms. Die beste Vorbeugemaßnahme ist das Rauchen sowie das Passivrauchen zu vermeiden.
Wer mit äußerst giftigen Schadstoffen und Chemikalien in Berührung kommt, muss die vorgeschriebenen Arbeitsschutzmaßnahmen kompromisslos und gewissenhaft beachten, um negative Konsequenzen für die eigene Gesundheit auszuschließen. Krebserregende Substanzen und Stoffe sind umso gefährlicher, je intensiver der Kontakt zur Harnblasenwand besteht.
Blasenkrebs – Therapie und Behandlung
Die konkrete Behandlung eines Harnblasenkarzinoms richtet sich nach folgenden Kriterien:
- welche Tumorform liegt vor?
- wo sitzt das Harnblasenkarzinom exakt?
- welches Krankheitsstadium liegt aktuell vor?
- ist der Tumor oberflächlich oder ist er bereits in die Muskulatur der Blase eingewachsen?
- hat der Harnblasenkrebs bereits Metastasen gebildet?
Operation
Die Behandlung eines Harnblasenkarzinoms erfolgt in erster Linie operativ. Ist der Tumor nur sehr oberflächlich, so ist nur die innerste Schicht der Blasenwand betroffen. Der Krebs dringt hier nicht bis zur Muskulatur vor, die unter dem Bindegewebe und der Blasenschleimhaut liegt. Der Mediziner spricht hier von „muskelinvasiv“.
In diesem Krankheitsstadium genügt eine kleine endoskopische Operation als Behandlungsmaßnahme. Dieser operative Eingriff wird im Rahmen einer Blasenspiegelung, einer sogenannten „transurethralen Resektion des Blasengewebes (TUR)“ durchgeführt. Bei diesem Eingriff werden der oberflächliche Tumor und erkranktes Gewebe vorsichtig schichtweise abgetragen. Zudem wird eine Biopsie, eine Gewebeprobe entnommen, die anschließend im Labor untersucht wird, um festzustellen, wie tief der Tumor bereits vorgedrungen ist.
Um einen erneuten Blasenkrebs zu vermeiden, wird unmittelbar nach der Operation eine lokale Chemotherapie durchgeführt: Die Krebsmittel werden über einen Blasenkatheter in die Blase eingeführt. Diese Medikamente wirken ausschließlich im Inneren der Harnblase. Diese Chemotherapie ruft also keine Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Haarausfall hervor und betrifft keine anderen Körperorgane.
Wenn die Muskelschicht vom bösartigen Tumor betroffen ist, jedoch keine weiteren Metastasen ausfindig gemacht werden können, muss der Krebs vollständig durch eine Operation entfernt werden. Neben der Harnblase muss der Arzt bei männlichen Patienten hier zusätzlich die Samenbläschen sowie die Prostata entnehmen. Bei Frauen werden zusätzliche die Eierstöcke, die Eileiter sowie die Gebärmutter operativ entfernt. In vielen Fällen muss auch ein Teil der Scheidenwand entfernt werden. Eine künstliche Harnableitung muss in jedem Fall geschaffen werden.
Wenn eine operative Entfernung der Harnblase sowie betroffener Nachbarorgane für den Patienten nicht in Frage kommt, muss eine Strahlentherapie in Betracht gezogen werden. Auch einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann eine Bestrahlungstherapie die Beschwerden lindern. Das Risiko eines Rückfalls kann durch eine Chemotherapie deutlich gemindert werden. Welche Therapie- und Behandlungsmaßnahme im Einzelfall die Beste ist, muss konkret zwischen Arzt und Patient besprochen werden.
Immuntherapie
Ein recht neuer Behandlungsansatz bei einem fortgeschrittenen Harnblasenkrebs ist die Immuntherapie. Diese Therapie bewirkt, dass körpereigene Immunzellen, die gegen den Krebs aktiv sind, in ihrer Aktivität nicht aufgehalten werden.
Eine regelmäßige Nachkontrolle ist zur Vermeidung eines Rückfalls von sehr großer Wichtigkeit.
Ist ein Blasenkrebs ansteckend?
Das alte Vorurteil, dass eine Krebserkrankung ansteckend ist, hält sich hartnäckig. Die Diskussion um Viren als mögliche Krebsauslöser hat effektiv dazu beigetragen. Fakt ist jedoch: Eine Krebserkrankung ist nicht von einem Menschen zum anderen übertragbar. Das bedeutet, dass sich andere Menschen nicht mit einem Harnblasenkrebs anstecken können. Viren, die Tumoren fördern, spielen nur bei sehr wenigen Krebsformen eine Rolle.